Biografie

Als Freie – ich bin 15 und finde Rollerfahren uncool – kutschiert mich mein Vater im dunkelblauen Ford über den flachen Teil der Soester Börde. Während er im Auto wartet, mache ich in den Vereinsheimen und Schützenhäusern meine ersten journalistischen Erfahrungen.

Mit 19 beginnt eine experimentelle Phase: Ich fahre nun selbst, ich studiere in Bielefeld Deutsch, Englisch und Geschichte und wechsle von der Tageszeitung zum Magazin, von der Vereinsberichterstattung zur Kultur. Für jemanden, der in der Prisma zuerst die Horoskope liest, kommt Anfang 20 die Entzauberung: Im Praktikum bei einer Fernsehzeitung sage ich die Zukunft voraus – viermal Liebe, viermal Gesundheit, viermal Karriere, bitte! 

Mit Mitte 20 wird es ernster: Ich arbeite für das Westfalen-Blatt, eine Tageszeitung in Ostwestfalens Oberzentrum. Politik, Wirtschaft, Kultur – es sind volle Tage und volle Zeitungsseiten. Bis, ja, bis es in die Provinz geht: Bockhorst, Kohlstädt, Niederntudorf. Ich finde mich auf Volksfesten wieder, in der Fleischwarenfabrik, am Rande des Fußballfeldes des Kreisliga-A-Vereins. Die Tage sind voller, die Sommerlöcher länger. 

Es ist die Zeit, in der ich die Bedeutung des Lokaljournalismus verstehe. Täglich erlebe ich die Lebensrealität meiner Leser*innen. Ich mache ihre Erfahrungen. Ich bin Beauftragte der Bürger*innen, stelle aber gleichzeitig infrage. In unserer hochindividualisierten Gesellschaft spricht Lokaljournalismus unabhängig von Bildungsstand oder Beruf alle an. Der Journalist Ernst Elitz hat sogar einmal treffend gesagt: „Die Regionalzeitung ist das letzte Integrationsmedium.“

Den direkten Draht zu Leser*innen habe ich auch im Onlinejournalismus. Mit Mitte 30 werde ich Teil eines jungen Teams: Wir sind kreativ, wir sind schnell, wir haben Reichweite. Ich lerne jeden Tag dazu, produziere Videos, texte für die Socials, setze mich mit der Community auseinander. 

Dann ruft die große Stadt: 2019 geht es raus aus Bielefeld und rein nach Berlin, weg von der Tageszeitung und ins Museum. Ich bin dabei, als das Futurium im Herbst 2019 seine Türen öffnet. Die Website des Hauses der Zukunft ist meine Spielwiese. Die Themen sind wissenschaftlich und handeln von der Zukunft, von Speisen in der virtuellen Realität, der Moral von Maschinen, Mobilität im Zeitalter der Grenze und New Work. 

Mein ganz persönliches Konzept von moderner Arbeit setze ich nun hier um – als Freelancerin in Teilzeit für die dpa und Zeitungen sowie die Universität Bielefeld, mit Fokus auf politischen und gesellschaftlichen Themen, persönlichen Geschichten, Interviews und Porträts. Und als Mitherausgeberin eines Buches über den Krieg in der Ukraine.

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